Ein Gespräch mit den Geschäftsführern von Ehgartner, Markus und Andreas Janka, über Nachhaltigkeit und Herausforderungen in der Entsorgungsbranche. Wieso ein Pfandsystem für Batterien sinnvoll wäre, welche Rolle alternative Antriebe für Entsorgungsfahrzeuge spielen und welche Schritte Ehgartner schon heute in Richtung umweltfreundliche Zukunft macht, diskutieren die beiden im Doppelinterview.
Nachhaltigkeit ist ein großes Thema in der Entsorgungsbranche. Welche allgemeinen Entwicklungen gibt es in Bezug auf nachhaltige Praktiken, Technologien und Innovationen?
Andreas Janka (AJ): Das Thema Nachhaltigkeit spielt in unserer Branche eine wichtige Rolle, aber wir stehen noch am Anfang. Das Thema ist auf der Agenda, jedoch noch nicht so weit fortgeschritten, dass wir beispielsweise einen umfassenden Nachhaltigkeitsbericht vorlegen könnten. Es gibt noch viel zu tun, bevor wir sämtliche Kennzahlen nachweisen können.
Was setzt ihr heute schon bei Ehgartner um für eine nachhaltige Zukunft?
AJ: Ein zentrales Thema bei uns sind alternative Antriebe für unsere Fahrzeuge. Bei kommunalen Ausschreibungen wird mittlerweile oft gefordert, dass anstelle von Dieselfahrzeugen alternative Antriebe wie Wasserstoff- oder Elektrofahrzeuge eingesetzt werden. Wir haben daher auf HVO-100 umgestellt, einen synthetischen Dieselkraftstoff aus erneuerbaren Rohstoffen wie Altspeiseölen und -fetten. Dieser Kraftstoff reduziert die CO2-Emissionen um bis zu 90 Prozent und kann ohne Fahrzeugumrüstung verwendet werden. Das ist ein wichtiger Zwischenschritt für uns, da alternative Antriebe wie Wasserstoff und Elektro noch in den Kinderschuhen stecken.
Elektro- und Wasserstofffahrzeuge sind bei Ehgartner also noch Zukunftsmusik?
MJ: Es gibt natürlich schon Unternehmen, die auf Elektro- oder Wasserstofffahrzeuge umgestiegen sind und diese auch erfolgreich testen. Wir selbst sind in dem Bereich bemüht, aber nicht an der Spitze der Entwicklung, weil die Anschaffungskosten extrem hoch sind und uns oft die nötige Planungssicherheit fehlt.
AJ: Natürlich würden wir gerne noch mehr tun, etwa auf Wasserstofffahrzeuge umstellen. Aber diese kosten aktuell das Vierfache eines normalen Müllsammelfahrzeugs, und auch mit Förderungen bleibt ein großes finanzielles Risiko. Es braucht spezialisierte Werkstätten und Mechaniker, die sich mit dieser Technik auskennen, und hier ist die Infrastruktur in Deutschland noch nicht ausreichend ausgebaut.
Welche Projekte und Investitionen sollen bei Ehgartner noch folgen, um noch umweltfreundlicher und ressourcenschonender zu arbeiten?
MJ: Ein anstehendes Projekt ist der geplante Neubau an unserem Standort in Geretsried. Wir planen dort eine neue Halle, deren Dach mit einer großen Photovoltaik-Anlage ausgestattet wird. Die erzeugte Energie soll genutzt werden, um unsere Maschinen zu betreiben und so den CO2-Ausstoß weiter zu reduzieren.
Auch im Bereich Digitalisierung haben wir große Fortschritte gemacht. Wir haben in den letzten Jahren einen Großteil der Arbeitsabläufe von Papier auf digital umgestellt. Die gesamte Auftragsabwicklung bis hin zum Rechnungswesen läuft künftig papierlos. Unsere Fahrer erhalten ihre Aufträge dann digital auf Tablets und haben somit alle nötigen Informationen für ihren Tag direkt zur Hand. Das spart nicht nur Papier, sondern macht auch unsere Prozesse effizienter und umweltfreundlicher.
Vor welchen Herausforderungen steht die Branche in Sachen nachhaltiger Umgang mit Gewerbeabfällen und Recycling?
AJ: Die Gewerbeabfallverordnung wird derzeit überarbeitet, und wir erwarten in Kürze neue Regelungen, die die Sortierung von Abfällen genauer vorschreiben werden. Die aktuelle Verordnung ist oft schwer umzusetzen, da sie in vielen Bereichen zu starr ist und Anpassungen braucht, um wirklich praktikabel zu sein.
MJ: Ein wirklich großes Thema ist der Einsatz von recyceltem Bauschutt in der Baubranche. Obwohl es technisch möglich und ökologisch sinnvoll ist, recycelte Materialien zu verwenden, sind diese oft teurer als herkömmliche Baustoffe. Hier ist insbesondere die öffentliche Hand gefragt, da sie der größte Auftraggeber in diesem Bereich ist. Es wäre wünschenswert, dass bei öffentlichen Ausschreibungen recycelte Materialien bevorzugt eingesetzt werden.
Gibt es weitere Herausforderungen, mit denen die Entsorgungsbranche aktuell besonders konfrontiert wird?
MJ: Ein großes Problem ist der Personalmangel, besonders bei Berufskraftfahrern. Die Anforderungen für den Einstieg sind hoch: Zuerst muss man einen LKW-Führerschein machen, und darauf folgt die Berufskraftfahrerausbildung mit 160 Lehrstunden. Die Prüfung für diese Ausbildung ist im Gegensatz zum Führerschein ausschließlich auf Deutsch, was für ausländische Bewerber eine zusätzliche Hürde darstellt. Auf Verbandsebene wird bereits Druck gemacht, um diese Verfahren zu vereinfachen, aber die Fortschritte sind langsam. Die finanziellen Hürden können wir für unsere Mitarbeiter oft übernehmen, aber die Zeit, die sie für die Ausbildung investieren müssen, können wir ihnen nicht abnehmen.
AJ: Auch die Beschaffung von Fahrzeugen wird zunehmend schwieriger. Die Lieferzeiten für LKWs haben sich enorm verlängert – statt ein paar Monaten warten wir heute bis zu 1,5 Jahre auf ein Fahrzeug. Diese Ungewissheit erschwert die langfristige Planung, da sich der Bedarf während der langen Wartezeit bereits wieder ändern kann.
Zurück zum Thema nachhaltige Kreislaufwirtschaft: Wie sehen Sie die wachsende Zahl an batterie- und akkubetriebenen Produkten?
AJ: Das ist wirklich ein ernstzunehmendes Problem für uns. Immer mehr Produkte enthalten Batterien, die oft unsachgemäß im normalen Müll entsorgt werden. Das stellt ein enormes Sicherheitsrisiko dar, da es immer wieder zu Bränden in Recyclingbetrieben kommt. Deshalb ist es so wichtig, Batterien korrekt zu entsorgen.
MJ: Wir hatten einen solchen Vorfall, bei dem ein Akku schon bei der Abfahrt vom Kunden in einem unserer Müllfahrzeuge Feuer fing. Zum Glück konnte unser Fahrer schnell reagieren und die brennende Fracht sicher auf einem geteerten Untergrund abladen. Solche Brände sind nicht nur gefährlich, sondern machen unsere Branche fast unversicherbar.
Was wünschen Sie sich von der Politik, um dem Batterie-Problem zu begegnen?
AJ: Wir wären sehr für die Einführung eines „Batterie-Pfands“. Ein Pfandsystem, wie wir es vom Leergut der Flaschen kennen, jedoch für Batterien. Das wird auch von Verbandsseite gefordert. Dieser Batterie-Pfand muss so hoch sein, dass es sich rentiert, die Batterien zurückzubringen, zum Beispiel zu in einem Pfandautomaten – so wie man es auch mit Pfandflaschen macht. In Deutschland haben wir das Pfandsystem für Flaschen im Vergleich mit anderen Ländern sehr gut etabliert. Wieso sollte das nicht auch für Batterien gelingen?
MJ: Natürlich müsste man da auch weiter vorne ansetzen und diejenigen, die batteriebetriebene Produkte in den Verkehr bringen, verpflichten, die Produkte so zu gestalten, dass man leichter an die Batterie drankommt, wenn man das Produkt entsorgen will. Dass die Firmen ihre Produkte nicht in den Verkauf bringen dürfen, wenn man die Batterie nicht rausnehmen kann.
AJ: Letztendlich liegt es an uns allen – Herstellern, Verbrauchern und der Politik –, gemeinsam Lösungen zu finden, die sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch tragfähig sind. Ein Batterie-Pfandsystem könnte ein entscheidender Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft sein. Wir sind bereit, unseren Teil dazu beizutragen.